Eine gemeinnützige Organisation, der ich angehöre, startete vor kurzem eine neue Initiative. Dabei erlebten sie sofort zu Beginn erste Widerstände und knickten gleich ein wie die Streichhölzer. Wahrscheinlich dachten sie, dass die geplanten Änderungen bei der gesamten Mitgliederschaft auf sofortige, ungeteilte und begeisterte Zustimmung stoßen würden. Führungsqualität sieht anders aus. Im wahren Leben funktioniert es so nicht.
Du kannst keine Sache von echter Bedeutung beginnen, ohne dabei manche Menschen zu ängstigen und andere anzugreifen. Tatsache ist: Wenn du auf keinerlei Kritik (und auch nicht auf einige hasserfüllte Kommentare) stößt- dann kannst du dir sicher sein, dass sie nichts wirklich Großartiges tun. Führungsqualität besteht nicht darin, allseits beliebte Ankündigungen zu machen, die überall auf Zustimmung treffen. Es bedeutet vielmehr, kritisch zu denken, eine Vision für die Zukunft zu erschaffen, langfristig zu denken und das Richtige zu tun – selbst, wenn du dich damit erst einmal unbeliebt machst. Denn
Niemand ist auf der Welt, nur um anderen zu gefallen!
Anführer führen an. Einer meiner Klienten übernahm kürzlich eine Organisation, die seit 40 Jahren existiert, aber bisher keine große Rolle gespielt hat. Er ist stolz auf seine Fähigkeit, regelmäßig einen Konsens zu erschaffen. Also ist er fieberhaft bemüht, für Kompromisse zu sorgen. Ich sah es anders. Deshalb gab ich ihm einen Rat, der ihn schockierte. Ich ließ ihn wissen, dass das Unternehmen, das er übernommen hatte, keinen Konsens-Schöpfer brauchte. Was fehlte, war jemand, der die verdammte Scheune in Brand setzte! Verstehe mich nicht falsch: Ein Konsens kann gut sein. In vielen Fällen. Aber es gibt andere Situationen, in denen der Begriff Konsens lediglich eine Umschreibung für Mittelmaß darstellt.
Mittelmaß kann organisiert werden. Großartiges benötigt Führungsqualität.
Echte Anführer lösen oftmals Aufruhr aus, rütteln an Toren und sorgen einfach dafür, dass Menschen sich unwohl fühlen. Denn wenn man die Anführer nicht dafür benötigte, diese Dinge zu verursachen – dann bräuchten diese Menschen keine Führungsperson.
Wahre Führerschaft ist beängstigend. Für den Anführer und für diejenigen, die geführt werden.
Beängstigend, weil etwas auf dem Spiel steht: Großartigkeit. Menschen sehen aus einem Grund zu Führungskräften auf. Sie wünschen sich jemanden, der sie zu einer höheren Vision und zu dem Streben, mehr zu erreichen und sie herausfordert. Sei es für sie selbst oder für einen edlen Zweck. Wenn die Sache, die du anstrebst, nicht ein wenig schmerzt, ein Risiko beinhaltet oder dich ängstigt, dann handelt es sich vermutlich nicht um ein Ziel, dessen du wert bist.
Echte Führungsqualität hat nichts damit zu tun, deinen persönlichen “Führungsstil” zu finden. Letzteres ist eine Wohlfühlbotschaft, die du in beliebten Büchern zum Thema Führung findest – geschrieben von Menschen, die niemals irgendetwas oder irgendjemanden angeführt haben.
Die Frage ist nicht, welcher Führungsstil zu deiner Persönlichkeit passt – sondern welchen Führungsstil die Leute benötigen, die du anführen sollst. Manchmal kann dies bedeuten, einen Konsens zu finden. Manchmal kann dies bedeuten, frühere Führungskräfte zurückzuholen, die ein Gefühl der Sicherheit erzeugen und dafür sorgen, dass alle konzentriert arbeiten. Aber meistens bedeutet Führungsqualität, derjenige zu sein, der den Weckruf ausspricht, der klarmacht, dass es nicht länger so weitergehen kann und der Menschen zu persönlichem Wachstum herausfordert. Und wenn sich ein Unternehmen auf diesem Kurs befindet, braucht es keine Konsens-Schöpfer.
Dann braucht es Anführer, die führen.
Großartiges wirkt auf Menschen bedrohlich. Was somit der Grund ist, warum Sie bedrohlich sein müssen, um großartig sein zu können. Wen also führst du an? Und was brauchen diese Menschen von dir?
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