Krisen in Chancen verwandeln

An irgendeiner Stelle wirst du scheitern und Niederlagen erleben. Und es wird nicht nur ein kleiner Rückschlag sein. Ich rede von einer massiven öffentlichen Katastrophe, bei der die ganze Welt zusieht. Woher ich das weiß?

Weil es jedem passiert. Selbst den konservativen, vorsichtigen Menschen, die auf Sicherheit spielen und versuchen, sich davor zu schützen, jemals zu stolpern. Ich könnte sogar argumentieren, dass „auf Sicherheit spielen“ deine Wahrscheinlichkeit zu Scheitern noch erhöht.

In dem Moment, in dem dieses Scheitern geschieht, erscheint es als das Ende oder sogar als der Tod.

Der Schmerz mag dich quälen. Du könntest glauben, dass du eine öffentliche Schmach erlebt hast, aufgrund der dich niemals wieder jemand ernst nehmen wird. Du könntest dich so deprimiert und verzweifelt fühlen, dass du nicht glaubst, die Kraft zu haben, voran zu schreiten. Aber in 999 von 1000 Fällen, hast du die Kraft, dich aufzuraffen und es erneut zu versuchen. Das Wichtigste ist, diese Tatsache zu erkennen.

Tatsächlich ist es so, dass fast jeder Mensch, der jemals eine niederschmetternde Tragödie erlebt hat – selbst die schrecklichsten, wie beispielsweise den Verlust einer geliebten Person, den Erhalt einer schlimmen Krankheit usw. – nach dieser Tatsache einen versteckten Segen erkannt hat. In seinem Song “Der Weg” verarbeitet Herbert Grönemeyer den frühen Tod seiner über alles geliebten Ehefrau. An einer Stelle heißt es: “Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet. Hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt. Nordisch nobel. Deine sanftmütige Güte, dein unbändiger Stolz.
Das Leben ist nicht fair… 

Leider ist das Leben nicht fair. Kein Mensch unter uns, der dieses nicht schon für sich erkannt hat. Das steht außer Frage. Die Frage ist nur, wie geht man mit den unfairen Situationen des Lebens um? Natürlich kann es darauf keine allgemeinverbindliche Antwort geben. Deshalb werfen wir einen Blick in die Vergangenheit, genauer gesagt auf den 10.12.1914. An diesem Tag erschütterte eine gewaltige Explosion einen Teil von New Jersey.  Menschen eilten zur Unglücksstelle und fanden zehn Gebäude lichterloh brennen vor. Sie gehören dem Erfinder Thomas Alva Edison. Obwohl aus verschiedenen Depots der Stadt dutzende Feuerwehr-Fahrzeuge anrücken, können sie den Brand nicht löschen. Alles ist den Flammen zum Opfer gefallen. Nach heutigen Wert wurden über 22 Millionen US-Dollar vernichtet. Nur ein Drittel des Verlustes erstattete die Versicherungsgesellschaft. Das für sich genommen war schon ein herber Rückschlag für den erfolgsverwöhnten Erfinden. Doch schlimmer traf ihn die Tatsache, dass alle seine noch nicht veröffentlichten Aufzeichnungen und Prototypen vernichtet wurden.  Noch während das Feuer wütete ging Edison zu seinem 24-Jährigen Sohn, der die Katastrophe fassungslos gegenüberstand. Er bat ihn, die Mutter und Familie zu holen, weil sie ein so großes Feuer wie jetzt nie wieder sehen werden. Galgenhumor oder einfach nur Schock. Wer weiß es schon. Als alle gemeinsam vor dem Großbrand stehen und ein Gebäude nach dem anderen in sich zusammenfällt, lächelte Edison und sagte “Es ist alles in Ordnung. Unsere ganzen Fehler verbrennen dort gerade und wir können nochmal ganz neu beginnen!“ Zu einem anwesenden Reporter der  New York Times soll er gesagt haben: “Ich bin zwar 67 Jahre alt, aber ich werde morgen neu anfangen.“  Gesagt, getan und das schon am nächsten Tag. Edison lieh sich Geld von seinem Freund Henry Ford. Damit, ließ er einen Teil der Werkstatt notdürftig herrichten, um fortan mit seinem Team in doppelten Schichten zu arbeiten. Ein Jahr nach der Brandkatastrophe erzielte Edison mit seinem Unternehmen umgerechnet rund 200 Millionen US-Dollar.

Wer noch nie kurz vor dem Scheitern stand, hat nie erlebt, über welche unglaubliche Kraft und unerschöpfliches Potenzial er verfügt.

Deshalb steckt in jeder Krise auch eine Chance. Das sahen bereits die Menschen der Antike. Krise ist ein aus dem Griechischen stammendes Substantiv, welches ursprünglich für Meinung und Entscheidung stand. Später wurde es im Sinne von Zuspitzung, das zum altgriechischen Verb krínein führt, welches „trennen“ und „(unter-)scheiden“ bedeutet. Genau so sehe ich eine Krise. Sie trennt die alte von der neuen Zeit (Vor der Krise –  nach der Krise) und ich habe die Chance, eine Entscheidung zu treffen, die gewinnversprechender ist. 

So wie ein Muskel wächst, wenn er auf Widerstand trifft, so wächst deine Persönlichkeit mit jeder erfolgreich abgeschlossenen Krise

Nimm einer Krise ihre Schrecken und schaue auf die Chancen, die damit einhergehen. Wenn du in jeder Krise eine Art Lernprozess siehst, wächst dein Selbstvertrauen. Im Krisenfall könntest du dir z. B. diese Fragen stellen:

  • Welche Lektion versteckt sich in dieser Sache für mich?
  • Welche neue Fähigkeit oder Eigenschaft muss ich entwickeln, um das Problem beim nächsten Mal zu überwinden?
  • Welcher Segen oder welches Wachstum wird aus alldem für mich entstehen?

Je schneller du dich nach Herausforderungen, Rückschlägen und Unglücke wieder anpassen kannst, desto besser stehen deine Chancen, erfolgreicher, glücklicher und vor allen Dingen entspannter leben zu können.

Du kannst ein Opfer oder ein Sieger sein – aber nicht beides zur selben Zeit!

Es kann sein, dass du je nach Schwere der Krise oder einer Niederlage eine Auszeit nehmen musst. Geniere dich nicht. Du bist ein Mensch und keine Maschine. Deshalb sind solche Gefühle möglich. Die Auszeit hilft dir, dein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Ein andermal ist es besser, direkt wieder in den Sattel zu springen, bevor du überhaupt Zeit hast, nachzudenken. Sollte die Angst in dir hochkommen sage ihr: “Angst, du kannst mich mal! Ich werde mich so schnell wieder auf den Weg machen, dass du gar keine Zeit hast, dich zu entwickeln.“

Niemand kann dir sagen, welche Wahl in einem bestimmten Moment die richtige ist. Das musst du für dich selbst entscheiden. Aber ich weiß eines: “Die Art von Leben, die du führst – ob gesund, glücklich und wohlhabend, oder desillusioniert, verbittert und traurig – wird davon bestimmt sein, wie du auf diese schmerzhaften Momente reagierst. Wähle mit Bedacht. Und sei dir bewusst, dass auch ich schon dort war und alles gut überstanden hast. Das schaffst du auch. Vielleicht hilft dir Udo Jürgens Aussage:

“und immer wieder geht die Sonne auf…”

Hat dir dieser Artikel gefallen?

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    Das könnte dich auch interessieren
    weitere Artikel von Randy Gage

    Search anything