Im vorgehenden Beitrag hatten wir festgestellt, dass für den finanziellen Erfolg einer Person, eines Unternehmens oder eines Landes drei Dinge nötig sind:
- Ein Gefühl der Existenzsicherheit
- Ein funktionierendes Geschäftsmodell
- Ein Anreiz, dieses Modell auch umzusetzen
Die Gründe für diese Kriterien sind leicht nachzuvollziehen: Wer sich unsicher fühlt, kann nicht sicher auftreten. Wer kein funktionierendes Geschäftsmodell hat, weiß nicht, was (bzw. wie er es) tun soll. Und wer keinen Anreiz hat, etwas zu tun, tut auch nichts.
Warum aber tun dann so viele Leute im Network Marketing nichts, obwohl diese drei Kriterien eigentlich gegeben sind?
Genau deshalb: Weil sie EIGENTLICH gegeben sind.
Was damit gemeint ist, zeigt Ihnen die folgende wahre Geschichte . . .
Vor einigen Jahren kamen ein paar engagierte norwegische Entwicklungshelfer auf eine gutgemeinte Idee:
Man wollte einem afrikanischen Stamm, dessen Mitglieder in erster Linie von der Viehzucht lebten, eine sichere Existenz verschaffen. Denn das Hauptproblem dieser Bauern war, dass ihr Land immer wieder von Dürreperioden heimgesucht wurde. Was dazu führte, dass die Herden verdursteten und die Bauern wieder von vorne anfangen mussten.
Die Idee der Norweger (die hierin über viel Erfahrung verfügten) war folgende:
„Wir siedeln die Viehzüchter von ihrem kargen Land in eine Gegend um, die nahe bei einem großen See liegt. Dann zeigen wir ihnen, wie sie vom Fischfang leben und sie sich eine sichere und profitable Existenz aufbauen können. Das tun wir, indem wir ihnen nicht nur zeigen, wie man Fische fängt, sondern auch, wie man diese vor Ort verarbeitet. So, dass die gefangenen Fische anschließend als veredelte und verpackte Ware verkauft werden können und alle gutes Geld verdienen.“
Hörte sich gut an – die erste Phase lief wie folgt ab:
Die Viehzüchter (die keine Rinder mehr hatten) zogen an den etwa 30 km entfernten See und lernten, Fische zu fangen. Mit einem Teil dieser Fische ernährten sie sich und ihre Familien. Den anderen Teil verkauften sie, um das erhaltene Geld zur Seite zu legen. Dieses Geld investierten sie dann einige Zeit später. In neue Rinder und den Umzug in die alte Heimat . . .
Die zweite Phase sah nun so aus:
Zwei Jahre später kam die nächste Dürreperiode, den Bauern starb das Vieh wieder weg und die Entwicklungshelfer unterstützten sie bei einem neuerlichen Umzug an den See. Doch dieses Mal ließen sie mehr Vorsicht walten: Um die ehemaligen Bauern und jetzigen Fischer bei der Stange zu halten, besorgten die Entwicklungshelfer zusätzliche Fördergelder. Mit diesem Kapital begannen sie, eine moderne Fabrik für die Herstellung von gefrorenem und portioniert abgepackten Tiefkühlfisch aufzubauen. Den Einwohnern wurde eine goldene Zukunft (vielleicht war sogar von „blühenden Landschaften“ die Rede) versprochen. Bis man nach viel Einsatz von Zeit, Arbeit und Kapital eines feststellte:
Dass der Aufwand, um Tiefkühlfisch herzustellen, zu lagern und zu transportieren, in einem Land mit bis zu 45 Grad Tagestemperatur größer sein würde, als die zu erzielenden Preise . . .
Heute finden Sie dort die Ruine einer angefangenen Fischfabrik als Wahrzeichen verschleuderter Fördergelder. Und ca. 30 km weiter ein Dorf, das sich mehr schlecht als recht von der Viehzucht ernährt. Ein Volk, das von den großen Versprechungen der „schlauen weißen Leute“ mächtig enttäuscht ist.
Was war das Problem – und was soll das Ganze mit Network Marketing zu tun haben?
Die Norweger mögen zwar ein funktionierendes Geschäftsmodell (das zweite unserer drei Erfolgskriterien) geliefert haben. Aber kein Geschäftsmodell, das auch für diese Menschen funktionieren konnte.
Im Network Marketing sieht es ganz ähnlich aus: Unsere Network-Firma stellt vermutlich ein funktionierendes Geschäftsmodell zur Verfügung. Aber das bedeutet nicht, dass dieses Geschäftsmodell auch sofort für alle Menschen funktioniert, denen wir es zeigen.
Wir werden auf Menschen stoßen, die keine Bekanntenliste erstellen wollen oder können. Auf Menschen, die niemanden anrufen möchten, auf Menschen, die kein Geld investieren können, usw.
Und wir haben zwei Möglichkeiten:
- Die Eigenschaften dieser Menschen zu ignorieren und lediglich Ruinen und enttäuschte Gesichter zu hinterlassen.
- Unsere Vorgehensweise auf diese Menschen anzupassen, damit das Geschäftsmodell auch für sie funktionieren kann. Sprich denjenigen, die keine Bekanntenliste erstellen wollen, dabei zu helfen, es trotzdem zu tun – bzw. eine Alternative zur Kontaktgewinnung zu liefern. Oder jemandem, der nicht telefonieren will, dabei zu helfen – bzw. eine Alternative zu liefern. Oder jemandem, der kein Geld hat, dabei zu helfen, welches aufzutreiben – bzw. eine Alternative zu liefern.
Es kommt nicht darauf an, welcher Weg theoretisch der richtige oder beste wäre. Es kommt darauf an, dass wir den speziellen Anforderungen unserer Partner in der Praxis gerecht werden, wenn wir sie erfolgreich machen wollen.
Und manchmal kann dies heißen, vom Weg des „wir haben es schon immer so gemacht“ etwas Abstand zu nehmen.
Viel Erfolg dabei wünscht
Ihr Robert Pauly
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